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Chronik des Schützenvereins "Hubertus" Illerrieden e. V.

Es waren 12 Männer, die am 1. Januar 1900 im Bräuhaus den Schützenverein gründeten. Gewählt wurden damals: zum ersten Vorstand Josef Hueter, zweiter Vorstand Stefan Bösch und Kassierer wurde Johannes Ade. Der zu jener Zeit bestehende Krieger- und Veteranenverein betrachtete den jungen Schützenverein als Konkurrenz. Die Vorstandschaft versuchte daher den Verein wieder auszuschalten und schwärzte den Schützenverein bei der Gräflich Fugger`schen Forstverwaltung Oberkirchberg als „verkappte Wilderer“ an. Doch die Schützen hielten allen Anfeindungen stand und gewannen neue Mitglieder. Das Mindestalter zur Aufnahme in den Verein war 18 Jahre. Seinerzeit betrug die Aufnahmegebühr 3 Mark, was den Tagesverdienst eines guten Arbeiters bei einer Arbeitszeit von 12 Stunden entsprach. 1904 hatte sich eine Theatergruppe gebildet, die sich 1906 dem Schützenverein anschloß.

Das Bräuhaus um 1908

Das Bräuhaus um 1900

Bei der Generalversammlung 1908 zählte der Verein bereits 36 Mitglieder. 1. Vorstand wurde Nikolaus Stoker; 2. Johannes Zeh und Kassierer Heribert Reich. Das erste große Fest war die Fahnenweihe am 5. Juli 1908. Nach einem gemeinsamen Gottesdienst in dem die neue Fahne geweiht wurde, schloß sich am Nachmittag ein großer Festumzug durch die Straßen Illerriedens an. Zum 1. Fähnrich wurde Karl Vogt ernannt.
Den ersten schweren Rückschlag in der Geschichte des Vereins musste dieser durch den 1. Weltkrieg (1914-1918) erfahren. Sechs seiner Schützenkameraden waren gefallen. Die heimkehrenden Schützen fanden sich 1919 wieder zusammen. Durch zahlreiche Neuaufnahmen junger Mitglieder kam neues Leben in den Verein.
Illerrieden war 1920 als einziger württembergischer Verein Mitbegründer des Iller-Donau-Gaus. Er wurde vertreten durch 1. Vorstand Josef Hueter, Wendelin Bräg und Hans Hutter. 1922 bildete sich eine interne Sängergruppe, die allerdings aufgelöst wurde als 1925 der Gesangverein gegründet wurde.

Am 26.5.1925 wurden die ersten Aufzeichnungen über den Verein gemacht. Ein Protokollbuch wurde angelegt. Somit erklärt sich auch, daß keine Gründungsurkunde des Schützenvereins vorhanden sein dürfte.
Das 25-jährige Vereinsjubiläum wurde ein großer Festtag, an dem die ganze Gemeinde teilnahm. Vorstand war zu jener Zeit Alfons Hartmann; die Festrede hielt Lehrer Albert Röck und die nach dem Kriege entstandene Musikkapelle spielte auf. Dem Festsonntag ging ein Preisschießen voraus.

Im darauffolgenden Jahr 1926 wurde zum ersten Mal ein Schützenkönig ausgeschossen. Diesen Titel errang Georg Kurz. Zum 30. und 35. jährigen Bestehen gab es jeweils ein Preisschießen, welche jedoch nicht den gewünschten Erfolg hatten.

Nikolaus Haf war der erste, der die im Jahr 1931 angeschaffte Schützenkette tragen durfte. Durch die Machtübernahme des Dritten Reiches mußte der Verein gleichgeschaltet werden. Es kam jedoch zwischen der politischen Ortsführung und der Vorstandschaft kein freundschaftliches Verhältnis auf. 1933 hatte der Verein die Patenschaft bei der Fahnenweihe des Schützenvereins Schnürpflingen übernommen. Den größten Schlag erlitt der Verein durch den 2. Weltkrieg (1939-1945). Bei Kriegsende zählte man 15 Gefallene und 4 vermißte Schützenkameraden. Durch die Alliierten war jede schießsportliche Betätigung verboten worden.

Alle Gewehre mussten abgeliefert werden. Schützenkamerad Nikolaus Haf hielt den "Stiegele-Stutzen" versteckt und als 1956 keine Gefahr mehr bestand, überreichte er diesen den Schützen als Überraschung. Die Schützenkette war ebenfalls abhanden gekommen. 1950 wurde bei uns durch die amerikanische Besatzungsmacht das Sportschießen wieder bedingt gestattet und zwar mit einer bis dahin unbekannten Sportwaffe, dem Luftgewehr.

Auf Wunsch alter Mitglieder wurde 1951 die Vereinstätigkeit wieder aufgenommen. Karl Schlecker berief eine Versammlung ein, zu der auch neue Interessenten geladen waren. 37 Neuaufnahmen konnte Karl Schlecker an diesem Abend zählen. Er wurde zum 1. Schützenmeister gewählt, zu dessen Stellvertreter Wendelin Bräg. Vorstand Stefan Bösch wurde zum Ehrenvorstand ernannt.
Ein bedeutendes Jahr war 1952. Neue Vereinsstatuten wurden beschlossen und der Verein unter dem Namen „Schützenverein Hubertus“ in das Vereinsregister beim Amtsgericht Ulm eingetragen. Das größte Ereignis bis dahin in der Vereinsgeschichte war das 50-jährige Jubiläum, das im gleichen Jahr nachgeholt wurde. Ein großes Preisschießen, das mit dem Gauschießen verbunden war, ging dem Fest voraus. Im Festzelt gratulierte neben Bürgermeister Mock auch der Gauschützenmeister Fritz Locher vom Iller-Donau-Gau, dessen Gründungsmitglied der Verein war.
Auch das 60-jährige wurde gebührend gefeiert. Seine Erlaucht, Graf Clemens von Fugger, ein Nachfahre der Obrigkeit, bei der sich seinerzeit der Veteranenverein über die gerade gegründete Organisation beschwert hatte, war Schirmherr der Festlichkeiten.

Am 20.8.1961 verstarb nach 60jähriger Vereinszugehörigkeit das letzte Gründungsmitglied Heribert Reich.

Am 31.1.1965 wurde der Saal des Gasthauses Schlössle zum neuen Vereinslokal ernannt, weil der Saal im „Hirsch“ nicht mehr zur Verfügung stand.

In den Jahren 1966/67, als die Planung für den Neubau unseres Schützenheimes Gestalt annahm, waren noch viele offene Fragen zu klären und so mancher Rückschlag mußte hingenommen werden. Doch die Schützen ließen sich nicht entmutigen. Mit Hilfe von Bürgermeister Geisinger konnte das jetzige Grundstück realisiert werden. Nach nur 5 Monaten Bauzeit wurde am 19.8.1968 Richtfest gefeiert. Bei der Einweihung am 18.5.1969 konnte das neue Heim trotz zusätzlich aufgestellter Gartenbänke gar nicht alle Besucher fassen. War es doch der erste Illerrieder Verein der ein eigenes Vereinsheim besaß. Mit dem Schützenheim hatte der Verein eine neue Heimat gefunden. Das kulturelle Leben erblühte mit Theater, Faschingsbällen und vielem mehr.

Obwohl Illerrieden in Baden Württemberg liegt, war unser Verein, wie auch andere württembergische Vereine, im bayerischen Iller-Donau-Gau vertreten. Auf Empfehlung des 1. Vorstandes Karl Nothelfer beschloß der Vereinsausschuß aus dem Gau Iller-Donau auszutreten und sich dem Gau Iller anzuschließen. Ebenfalls 1970 fand das 70-jährige Vereinsjubiläum statt, an dem 42 Vereine mit Ihren Fahnenabordnungen beim großen Festumzug teilnahmen. Ein Heimatabend, veranstaltet vom Vöhringer Trachtenverein, schloß sich im Bierzelt an. Am Tag danach stellten die Schützen das Bierzelt für ein Kinderfest der Schule und dem Kindergarten zur Verfügung.

1971 richtete der Schützenverein das 17. Gauschießen des Gaues Iller aus. Hierzu kamen 276 Schützen aus insgesamt 19 Vereinen. Aber auch für den Ausrichter des Festes gab es sportliche Erfolge. Wurde im Vorjahr bereits Josef Kessler Gaujugendkönig, holte sich Bruno Winter in diesem Jahr mit einem 11 Teiler den Titel des Gauschützenkönigs.

Nach 4 ruhigen Jahren ( es wurden lediglich im und am Schützenheim kleine Baumaßnahmen erledigt ) feierten die Schützenbrüder- und schwestern in der Silvesternacht des Jahres 1974 auf den 1.1.1975 den 75. Geburtstag des Vereins. Die folgenden Jahre dienten der Konsolidierung und dem Aufbau einer soliden Schützengemeinschaft. Zwischenzeitlich wurde der Umbau der Kleinkaliberanlage von 3 auf 2 Stände geplant und auch gebaut. Diese beiden Stände, mit je 50 Metern ins Freie wurden mit einem Bildscheibenschießen ihrer Bestimmung übergeben.

Einen herben Schlag für den Verein war der Tod des 1. Vorstandes Karl Nothelfer, der seit 1965 ununterbrochen bis zu seinem Tod am 21.12.1982 die Geschicke des Vereines gelenkt hatte. Er war auch Initiator des 1969 erbauten Vereinsheimes. Kurz vor seinem Ableben wurde er am 11.12.1982 zum Ehrenvorstand ernannt.

Weil laut dem Amtsgericht die Satzung nicht mehr zeitgemäß war, wurde in einer außerordentlichen Generalversammlung am 22.7.1983 eine Satzungsänderung beschlossen. In der neuen Satzung ist auch die Gemeinnützigkeit des Vereins verankert.

Im Jahre 1987 entschloß sich die Vorstandschaft neben dem Gau Iller/Illertissen ( dieser wurde zwischenzeitlich so umbenannt ) auch dem Württembergischen Schützenverband und dem Württembergischen Landessportbund beizutreten. Dies war für den Verein und für die Vereinsarbeit eine wichtige und gute Entscheidung. Während eines Herbstmanövers junger französischer Soldaten, welche in Illerrieden Quartier bezogen hatten, fand am 17.9.1988 ein KK-Freundschaftschießen statt. Dieses Schießen verlief in sehr freundschaftlicher und gelöster Atmosphäre. Obwohl es von den Schützen gewonnen wurde, revanchierten sich die Soldaten bei einem Stehempfang in der Illertalhalle. Im Oktober des gleichen Jahres fand der Gauschützenball des Gaues Iller/Illertissen in der Illertalhalle statt, an dem die Gauvereine mit ihren Fahnenabordnungen teilnahmen.

Wieder einmal feierten die Schützen in ihrem Heim. Im Oktober 1990 konnten sie das 90-jährige Wiegenfest begehen.

Zum Auftakt des Festabends fand in der Heilig-Kreuz-Kirche eine Hubertusmesse, zelebriert von Pfarrer Hans König, statt. Sie wurde von der Ulmer Jagdhornbläsergruppe musikalisch umrahmt. Der Messe schloß sich dann der Festabend mit verschiedenen Gastrednern, an der Spitze Bürgermeister Franz Geisinger, an. Im März 1994 wurde mit den Planungs- und Entwurfsanfertigungen für eine neue offene KK-Anlage begonnen. Wegen offener Zuschußfragen wurde das Bauvorhaben zurückgestellt, da es seitens des Württembergischen Sportschützenbundes keine Zuschußmitttel gegegeben hat.

Zwischenzeitlich hat sich im Verein einiges getan. 1994 fingen für den Verein die schießsportlich erfolgreichsten Jahre an. Waren noch zu Anfang die Leistungen der einzelnen Mannschaften zurückgegangen (man stieg ab), so gab es bereits 1994/1995 eine ansteigende Tendenz. Nach Übertritt der Mannschaften vom Gau Iller/Illertissen in den Schützenkreis Ulm stiegen bereits einige Mannschaften auf. 1995 war auch das Jahr, an dem sich die erst 14 Jahre alte Kerstin Lauer (sie schießt seit März 94) als erstes Mitglied des Schützenvereins zu den Bayerischen Meisterschaften qualifizierte, bei der sie sich in der Disziplin Luftgewehr Schülerklasse einen beachtlichen 8. Platz sicherte. Im gleichen Jahr nahm sie auch als erstes jugendliches Vereinsmitglied bei den Deutschen Meisterschaften auf der Olympiaschießanlage in München-Hochbrück teil. Zum Abschluß der Schießsaison wurde die zweifache Gauschülermeisterin (Luftgewehr und Luftgewehr-Dreistellungskampf) im Gau Iller/Illertissen überraschend für alle auch Gaujugendkönigin. Im gleichen Jahr stand der mehrfache Gaumeister im Schützengau „Iller“, Karl Maier, wieder auf dem Treppchen. Bei den württembergischen Landesmeisterschaften, Disziplin Altersklasse Zimmerstutzen wurde er mit 276 Ringen Vizemeister. In der gleichen Disziplin erreichte Gaby Schach mit 272 Ringen ebenfalls den Landesvizetitel. Nicht genug: Zum Abschluß des Schießsportjahres wurde Josef Huber im württembergischen Schützenkreis Ulm zum Kreisschützenkönig ernannt. Er war der erste Kreiskönig, seit der Verein im württembergischen Schützenverband ist.
Anstelle eines Kameradschaftsabends wurde in diesem Jahr eine Meisterschaftsfeier abgehalten. In seiner Laudatio sagte 1. Vorstand Günther Nothelfer „Unser Sport hat viel mit Disziplin zu tun, aber einmal im Jahr muß man sich was gönnen“. Aber im Rampenlicht standen nicht nur die „Stars“ – Kerstin Lauer, Karl Maier und Gaby Schach – also die vielfach ausgezeichneten Einzelschützen des Vereins, sondern vor allem auch die mindestens ebenso erfolgreichen Mannschaften.
Diese wurden vom Verband wegen hervorragender Leistungen für die neue Saison um Klassen besser eingestuft, als bisher.

Nicht zu übersehen waren die diversen Berichte der Tageszeitungen, die hellhörig von den Leistungen des Schützenvereins wurden und 1995 als das beste Jahr der „Hubertusschützen“ veröffentlichten. In diesem Jahr wurde auch die Wiederaufnahme der Planung für eine geschlossene KK-Anlage aufgenommen, da hier die Auflagen nicht so streng sind. Zu erwähnen sei noch, daß immer noch eine baufällige Hütte ersetzt werden sollte.

Hans Röttig, der nach dem Tode des Ehrenvorstandes Karl Nothelfer die Geschicke des Vereins leitete, stellte sich bei der am 16.1.1993 abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung nach fast 10-jähriger Amtszeit nicht mehr zur Wahl. Sein Nachfolger wurde Günther Nothelfer. Hans Röttig war jedoch bereit, für das Vereinsjahr 1993 das Amt des 2. Vorstandes zu übernehmen. Für seinen Einsatz wurde er bei der Generalversammlung am 21.1.1995 auf Vorschlag von Siegfried Hutter von den anwesenden Mitgliedern einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt.
Wieder verkündeten die Zeitungen 1996 einen „prächtigen Erfolg“. Weil die Illerrieder Sportschützen doppelte Mitgliedschaften haben, so gehört der Schützenverein „Hubertus“ dem Bayerischen Schützenbund wie auch dem Württembergischen an. Auf der Olympiaschießanlage in München-Hochbrück erreichte Karl Maier mit einer Mannschaft für Weissenhorn schießend bei den Bayerischen Meisterschaften den vierten Platz und Kerstin Lauer schloß sich der Luftgewehrjugendmannschaft vom Schützenverein Schießen an und trug zum 6. Platz bei. Bei den Württembergischen Landesmeisterschaften verbuchte Sylvia Maier in der Konkurrenz Junioren-Luftgewehr den siebten Rang, Karl Maier den zwölften Rang in der Luftgewehr-Altersklasse und Gaby Schach in der Disziplin Zimmerstutzen Damenklasse den 12. Platz. In diesem Jahr erreichten gleich drei Mitglieder, nämlich Kerstin Lauer, Karl Maier und Tochter Sylvia die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften in München. Und zum Abschluß des Vereinsjahres „Hubertus“ wurde etwas einmaliges verzeichnet. In einem Schützenjahr holten drei Aktive drei Königstitel. Beim Schützengau „Iller“ wurde Armin Bentele mit einem 57,3 Teiler Gauschützenkönig in der Luftgewehrklasse und Sylvia Maier bekam das Diadem der Gauschützenkönigin für ihren 35,2 Teiler bei der Gausiegerehrung aufgesetzt. Alle dritten Plätze (2. Ritter) belegten Illerrieder Schützen. Stefan Spring (Jugend), Gaby Schach (Damen) und Walter Vasiljev (Schützenklasse). Rainer Nefzger errang mit dem besten Teiler (27,3) beim Fernwettkampf der Luftgewehrschützen des Schützenkreises Ulm den Titel des Kreisschützenkönigs. Nicht unerwähnt sei, daß in diesem Jahr beim Kreisschießen des Kreises Ulm Kerstin und Markus Lauer jeweils mit 93 Ringen in der Klasse Jugend die Plätze eins und zwei belegten. 1996 erhielt der Verein auch die Bewilligung des Zuschusses vom Württembergischen Landessportbund sowie die Baugenehmigung für die geschlossene KK-Anlage. Im November wurde dann mit diversen Vorbereitungen für den Neubau begonnen. Im Herbst des gleichen Jahres beteiligte sich der Schützenverein am 1. Illerrieder Kirchweihmarkt. Die dort angebotenen heißen Getränke waren wegen der kalten Witterung sehr willkommen.
Am Samstag, den 5.4.1997 war es soweit. Vier blankpolierte Edelstahl-spaten senkten sich in den feuchten Lehmboden neben dem Schützenheim.

Zahlreiche Zuschauer waren versammelt, als die Aktiven, nämlich v.l.n.r. 1. Vorstand Günther Nothelfer, Bürgermeister Franz Geisinger, Norbert Frank vom Bayerischen Gau Iller/Illertissen und Ludwig Rau vom Ulmer Schützengau den Spatenstich für die neue Schießanlage (50 Meter) vornahmen. An diesem Tag wurden auch Mini-Backsteine „ab fünf“ DM, die aus dem Lehm derselben Baugrube gebrannt wurden, verkauft. Auch der Schießerfolg war weiterhin gut. Bei verschiedenen Wettkämpfen belegten die Illerrieder Schützen immer wieder vordere Plätze.
„Visier gut eingestellt“, so berichtete die Schwäbische Zeitung am 26.5.1997. Denn die erste Mannschaft des Schützenvereins hat es nach 20 Jahren geschafft, bei den Rundenwettkämpfen wieder in der Bezirksliga Oberschwaben zu schießen. Mit satten 188 Ringen vor dem Konkurrenten aus Weidenstetten errangen die Schützen Armin Bentele ( Schützenklasse im Schnitt 362 Ringe ), Kerstin Lauer ( Jugend 376 ), Karl Maier (Altersklasse 374 ), Sylvia Maier ( Juniorin 372 ) und Gaby Schach ( Damenklasse 369 ) den 1. Platz unter 20 Mannschaften. „Illerrieden in Topform“. So stand es in der Württembergischen Schützenzeitung. Dank Frauenpower schaffte die 1. Mannschaft im 4. LG-Rundenwettkampf mit 1506 Ringen erstmals den Sprung über die 1500-Grenze und ließ den einzigen Verfolger, Weidenstetten, nochmals ein großes Stück zurückfallen. Gleich 3 Damen waren die Leistungsträger: Gaby Schach ( 376 Ringe ), die Juniorin Sylvia Maier ( 370 ) und die Jugendliche Kerstin Lauer, welche mit 393 Ringen sogar die höchste Ringzahl aller Teilnehmer in diesem Durchgang erzielte.

Viel Spaß bereitete unseren Schützen auch die Teilnahme am Gau-Damen- und Altherrenschießen, bei dem sie immer gut im Rennen lagen und oftmals die 1. Plätze belegten.
Im Jahre 1998 waren die Bauarbeiten an der neuen Schießhalle soweit fortgeschritten, daß sich die Vorstandschaft für eine voll elektronische Schießanlage entschloß und sich damit den Startschuß für eine neue Dimension im Schießsport genehmigte.

Kerstin Lauer wurde drei Jahre hintereinander Vereinsjugendkönigin, gefolgt von Melanie Nothelfer und Daniela Häussler. Ebenfalls dreimal, allerdings innerhalb von vier Jahren hatte Thomas Schach am besten getroffen. Er wurde jeweils Schützenkönig, gefolgt von Manfred Kurz und Reiner Nefzger. Kerstin Lauer hatte sich 1998 zum 3. Mal für die Deutschen Meisterschaften in München qualifiziert. Sylvia Maier gelang dieser Sprung zweimal und ihrem Vater Karl Maier sogar fünfmal. Beim Gaujugendtag des Schützengaues „Iller/Illertissen erhielten Daniela Häussler und Kerstin Lauer jeweils einen Pokal.

„Reif für die Bundesliga“. Kerstin Lauer schoß bei den Vereinsmeisterschaften 1999 als Juniorin 393 von insgesamt 400 möglichen Ringen. Ein Rekordergebnis, so Vorstand Nothelfer, das noch nie in der Vereinsgeschichte an den Ständen in Illerrieden geschossen wurde. 17 Jahre alt ist Kerstin und gehört seit mehreren Jahren dem schwäbischen Junioren-Bezirkskader an. Im gleichen Jahr wurde auch die vollelektronische Schießanlage montiert. Illerrieden hat jetzt die modernste Schießanlage im süddeutschen Raum.

Melanie Nothelfer löst Kerstin Lauer als Jugendschützenkönigin ab. Melanie verteidigte die Königswürde auch fürs Jahr 2000. Zusammen mit der Schützenkönigin Gaby Schach wird sie den Illerrieder Schützenverein beim Deutschen Schützentag in Ulm würdig vertreten.

Aber auch das gesellige Leben des Vereins kam nie zu kurz. Die Schützen nahmen an diversen Umzügen, Gau- und Kreisbällen teil. Maiwanderungen, Ausflüge, Hüttenaufenthalte und Freundschaftsschießen lockerten den sportlichen Betrieb auf.
Die in den 70iger und 80iger Jahren so beliebten Faschingsbälle wurden mangels Besucher eingestellt. Da jahrelang der Wettergott beim Gartenfest nicht mitspielte, wurde diese Veranstaltung Mitte der 90iger Jahre vom Juni in die Sommerpause verlegt, wo sie sich zu einem Puplikumsrenner entwickelte. Ebenso beteiligten sich die Schützen aktiv an gemeindlichen- und kirchlichen Festen und sind stets mit Ihrer Fahnenabordnung vertreten. Obwohl der Verein nur noch Schulden hat, erhält heute noch jedes Mitglied, das am Kirchenpatrozinium teilnimmt, eine halbe Bier, so wie es im Jahr 1961 vom Ausschuß beschlossen wurde.
Die schießsportlichen Aktivitäten standen in den Jahren 1998 und 1999 für einige Zeit etwas im Abseits, denn diese waren von einem anderen großen Projekt, dem Neubau unserer Kleinkaliberanlage geprägt. Was eigentlich als benötigter Geräteschuppen und Erneuerung der alten KK-Anlage geplant war, entwickelte sich zu einem Riesenprojekt. Bis zur Einweihung war ein langer und steiniger Weg. Viele Stunden und sogar Urlaubstage mußten herhalten, damit dieses zustande kam. Doch dann war es endlich geschafft. Eine Schießhalle mit 6 vollelektronischen Ständen ( auf 8 erweiterbar ) und einem Bauvolumen von DM 600.000,00 mit rund 100.000,00 DM Schulden konnte am 4.12.1999 seiner Bestimmung übergeben werden.

Bevor das Eröffnungschießen stattfand, wurde das Gebäude von den örtlichen Geistlichen, Pfarrer Merk von der katholischen und Pfarrer Varga von der evangelischen Kirchengemeinde gesegnet. Grußworte überbrachten zahlreiche Vertreter des Schützenwesens, voran der Gau Iller/Illertissen sowie der Schützenkreis Ulm, der Bürgermeister sowie die örtlichen Vereine.

Beim Eröffnungsschießen, wofür eine Scheibe angefertigt wurde, nahmen zahlreiche Gäste und Mitglieder der Gesamtgemeinde teil. Ein bis dahin nicht im Verein gewesenes Mitglied, nämlich Karl ( Charly ) Janz aus Dorndorf ließ sämtliche Elite zurück und gewann die Eröffnungsscheibe.

Zum Abschluß des alten Jahrtausends hat der Verein eine Silvesterparty veranstaltet, die dann überging in die 100-jährige Geburtstagsfeier. Bei seiner Ansprache ging Vorstand Günther Nothelfer kurz auf die Vereinsgeschichte ein. Er dankte Bürgermeister Franz Geisinger, daß er sich bereiterklärt hat, für das Jubiläum die Schirmherrschaft zu übernehmen. Bürgermeister Geisinger gab anschließend interessante Einblicke über die Hintergründe der Vereinsgründung, die eine der ersten demokratischen Handlungen nach Inkrafttreten des Gesetzes „Lex Hohenlohe“ am 11.12.1899, war.

„Dieses Gesetz hob das bis dahin bestehende Verbot der Verbindung von Vereinen miteinander auf. Diese Diskriminierung von Vereinen hatte vermutlich ihre Begründung in der Angst der herrschenden Klasse vor den fortschreitenden Demoktratisierungsbestreb- ungen der unteren Klasse“.

Bürgermeister Geisinger erwähnte auch, daß in dieser Zeit weitere bedeutende Ereignisse stattfanden. Dezember 1899 Gründung des Deutschen Automobilclub ( ADAC ); Januar 1900 Gründung des Deutschen Fußballbundes (DFB); Juli 1900 fanden die II. Olympischen Spiele in Paris statt (keine Medaille für die Schützen). Zugleich mit Gründung des Schützenvereins traten auch das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) und das Handelsgesetzbuch (HGB) in Kraft.

Abschließend meinte er, daß die Gründung des Schützenvereins am 1. Januar 1900 nicht nur eine gute Entscheidung war, sie war auch eine mutige Entscheidung, die nach seinen Recherchen Ausdruck eines neuen Selbstbewußtseins einer sich meist kuschenden Bevölkerungsgruppe und auch Auflehnung gegen einen monarchistischen Obrigkeitstaat gewesen ist.

Aus seinen Ausführungen war auch zu entnehmen, daß damals eine halbe Bier 40 Pfennige, die Aufnahmegebühr für den Schützenverein drei Mark kostete und ein Maurertagelohn 2 Mark betrug.

Zum Schluß der Chronik sei noch erwähnt, daß sich die Mitglieder des Schützenvereins im Jubiläumsjahr in einer neuen Schützenkleidung präsentieren wollten. Doch widrige Umstände verhinderten, daß der bereits ausgesuchte Lieferant seinen Auftrag nicht ausführen konnte und ein anderer entsprechender konnte so kurzfristig nicht gefunden werden.